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Tesla 3-Produktion
Quelle: Tesla
Mittelständische Unternehmen im produzierenden Gewerbe haben sich in den letzten Jahrzehnten mit ihren Leistungen viel Erfolg und Respekt erworben. Die jetzigen und kommenden starken Umwälzungen in fast allen Branchen stellen sie jedoch vor neue Herausforderungen. Es bedarf daher zukunftsorientierter Unternehmensstrategien. Unternehmensstrukturen müssen widerstandsfähiger und flexibler und Geschäftsmodelle resilienter werden, damit sie dem Wettbewerbsdruck standhalten und die steigende Komplexität und Dynamik der Märkte nachhaltig meistern.

Insbesondere steht die deutsche Automobilindustrie vor einer existenziellen Krise. Vorhandene Produktionskapazitäten könnten schon bald nicht mehr benötigt werden, ebenso wie ein Großteil der Zulieferteile. Viele Werkstätten dürften überflüssig werden. Der technologische Vorsprung der deutschen Hersteller gilt offensichtlich nicht mehr in der neuen Welt. Hochtechnisierte Verbrennungsmotoren sollen einfach nicht mehr gebraucht werden. Wenn überhaupt könnten Kompetenzen bei Fahrwerk und Fahrassistenz-Systemen noch einen Wettbewerbsvorteil darstellen. Doch gerade beim Thema „autonomes Fahren“ droht ein weiterer Angriff aus dem Silicon Valley.

Auch die Probleme der demografischen Entwicklung, des verschlechterten Bildungssystems, der erheblichen finanziellen Belastungen, die aus der Migrations- und Eurokrise kommen, erfordern Strategien mit nachhaltiger Wirkung.

In dem SEViX Interview mit Dr. Thomas Forster werden Situationsanalyse und Problemlösungen der deutschen Automobilindustrie und deren Zulieferer im Fokus stehen.
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Kurze Vorstellung von Dr. Thomas Forster

Dr. Thomas Forster ist promovierter Diplom-Kaufmann. Aufgrund seiner langjährigen Führungs­erfahrungen sowohl als CEO und CRO global agieren­der Unternehmen im produzierenden Gewerbe sowie als selbstständiger Unternehmensberater und Interim Executive Manager besitzt er vielfältige praktische Erfahrungen in der Business Transformation und der Unternehmenswertsteigerung, die für die Industrie und somit der "Old Economy" relevant sind. Sein Umsetzungs-ori­entierter Ansatz führte zu signifikanten Erfolgen bei der organisatorischen, strategischen und finanziellen Neuausrichtung von Unternehmen als CEO ad interim durch Cross-Selling, Personalanpassungen, Produktbereinigungen, Prozessoptimierungen und Realisierung von Synergien. Er ist seit 2017 SEViX Senior Executive Partner und einer der Hauptautoren des Fachbuchs „Unternehmenswertsteigerung – Business Transformation als Chance.“
SEViX: Kurzarbeit und wieder 35-Stunden-Woche bei Schaeffler, Jobabbau bei Bosch, mögliche Werksschließungen bei Continental. Die schwächelnde Nachfrage in der Automobilindustrie bedeutet für die Zulieferer in Deutschland faktisch weniger Geschäft. Der vom Markt kommende Gegenwind weht kräftiger. Der Autozulieferer Weber Automotive hat einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt. Der Böblinger Anlagenbauer Eisenmann musste sogar Insolvenz anmelden. Bei dem Familienunternehmen – spezialisiert auf Lackierstraßen – stehen weltweit 3000 Jobs zur Disposition.

Was sind die Markt-getriebenen exogenen Ursachen für die Krise?

Dr. Forster: Es gibt ein ganzes Bündel an Ursachen:

  1. die Autonachfrage in China, die im ersten Halbjahr prozentual zweistellig absackte gegenüber dem Vorjahreszeitraum
  2. die allgemeine konjunkturelle Abkühlung mit Sparprogrammen der Autobauer
  3. die sehr hohen Energiekosten und Umweltauflagen in Deutschland
  4. die den Abwärtstrend verstärkenden Handelskonflikte
  5. die größeren Probleme der demografischen Entwicklung
  6. die Verschlechterung des Bildungssystems
  7. die erheblichen finanziellen Belastungen, die aus Migrations- und Eurokrise drohen
  8. indifferente Politik hinsichtlich der Mobilität allgemein belasten Investitionsentscheidungen
SEViX: War die deutsche Automobilindustrie Treiber des Wandels zur E-Mobilität und des autonomen Fahrens?

Dr. Forster: Eindeutig nein. Natürlich sollte man hoffen, dass es der deutschen Automobilindustrie gelingt, den Wandel zu beschleunigen. Die Tatsache, dass sie sich bisher so schwer tut, ein deutlich weniger komplexes Produkt in wettbewerbsfähiger Form auf die Weltmärkte zu bringen, ist ein Alarmzeichen. Von der Kutsche zum Auto stieg die Komplexität. Vom Verbrennungsmotor zum Elektrofahrzeug sinkt sie. Und die Batterietechnologie sitzt schwerpunktmäßig bei chinesischen Zulieferern. Erschwerend kommt hinzu, dass China sehr weitsichtig ist und überwiegend die Explorationsrechte für Lithium und Kobalt besitzt.

SEViX: Haben die erfolgsverwöhnten Zulieferer auch Fehler gemacht?

Dr. Forster: Ja, die Zulieferer haben sich zu sehr auf das gut laufende Tagesgeschäft konzentriert. Sie haben dabei aber verpasst, ihre "strukturellen und strategischen Schwächen“ anzugehen. Auch ist das Geschäftsmodell bei den Zulieferern selten resistent. Zu sehr haben sie auf vielversprechende Wachstumsprognosen gesetzt und ihre Kapazitäten kräftig ausgebaut. Chancen für Diversifikationen in andere Branchen mit der Reduktion von Abhängigkeiten wurden zu selten genutzt, Bei einigen Unternehmen blieben nun nicht nur deshalb 60 bis 70 Prozent der neuen Kapazitäten ungenutzt.

SEViX: Die Automobilindustrie erwartet jedoch von ihren Lieferanten, dass sie sich mit hohen Investitionen an relevanten Zukunftstechnologien beteiligen. Wie löst man diesen gordischen Knoten?

Dr. Forster: Ob sich die Investitionen rechnen, ist keineswegs ausgemacht. Die notwendigen Ausgaben sind für die Zulieferer "oft eine unsichere Wette auf die Technologie der Zukunft. Selten wird die folgende Investitionsallokation bei Unternehmen in der Praxis genutzt.
  1. In Geschäfte investieren, nicht in Projekte a. Definiere zuerst ein Geschäftsbudget und priorisiere Projekte in diesen Budgets b. Investiere in Unternehmen mit Wettbewerbsvorteilen für nachhaltige Erträge
  2. Rollen in Investitionsallokationen festlegen a. Definiere klare strategische Prioritäten und Rollen für Unternehmen im Portfolio b. Festlegung von Prioritäten in spezifische Investitionsrichtlinien und Budgets
  3. Ausgewogenheit im Investitionsportfolio a. Analysiere die Investitionen aus einem Portfolio-Blickwinkel b. Gleichgewicht der strategischen Prioritäten (z. B. Risiko vs. Ertrag, Wachstum vs. Effizienz)
SEViX: Welche Handlungsempfehlungen können Sie für die Zulieferer der Automobilindustrie aus ihren Erkenntnissen ableiten?

Dr. Forster: Zulieferer sollten
  • als Ausgangspunkt für die Business Transformation eine Strategie entwickeln und diese periodisch auf Wirksamkeit überprüfen und situativ anpassen
  • wettbewerbsfähige und flexible Unternehmensorganisationen aufbauen
  • ihr Personal für neue Technologien und Fähigkeiten stärker qualifizieren ("Erfolgsdeterminante")
  • sich für Investitionen in innovative und Wachstum versprechende Branchen entscheiden, wenn erforderlich sich nach Investoren umsehen oder strategische Allianzen bilden, um die Lasten auf breitere Schultern zu verteilen
  • bei ausreichender Größe und Finanzstärke Zukäufe im Fokus haben.
  • sollten den Verkauf von nicht zum Kerngeschäft gehörende Randaktivtäten oder eine Fusion in Erwägung ziehen
  • den Rotstift verstärkt ansetzen und strukturelle Maßnahmen auf den Weg bringen, um dem steigenden Margendruck bis 2025 zu begegnen
SEViX: Herzlichen Dank für Ihre sehr aufschlussreichen Ausführungen, die sehr nützlich sind für die mittelständischen Zulieferer der Automobilindustrie.

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