Entscheidungsträger - Gratwanderung
In dem aktuellen Spiegel- und Harvard Business Managers-Interview mit Manfred Kets de Vries, der seit 1984 an der Business School Insead einen Lehrstuhl für Leadership Development innehat, kommt dieser zu der Bewertung:

»In den Chefetagen finden sich überdurchschnittlich viele Narzissten und Psychopathen, gemessen am Bevölkerungsdurchschnitt«.

Manfred Kets de Vries at the Harvard Business School 50th Reunion June 2019
Manfred Kets de Vries

SEViX Interview mit Prof. Dr. Immanuel Ulrich

SEViX: Herr de Vries wurde mit der Frage konfrontiert: „Wie schafft ein Unternehmen es, eine Kultur aufzubauen, in der Mitarbeiter sich etwas trauen – zum Beispiel Missstände anprangern oder ihre Führungsriege zu kritisieren?“
Er antwortete[1]: Das Problem ist: Wenn Sie im Topmanagement arbeiten, sind die Chancen sehr groß, dass Sie umgeben sind von Lügnern. Jeder sagt dir, was du hören willst.“
Hierzu interessieren uns folgende Fragen:
  • Wie schafft man eine Kultur, in der die Mitarbeiter ihren Chef gelegentlich hinterfragen?
  • Welche Eigenschaften muss der Unternehmenslenker besitzen?
Ulrich: Je höher sie in der Unternehmenshierarchie kommen, desto seltener , aber auch wichtiger sind Mitarbeiter, die einem klar und deutlich die Wahrheit sagen, was im Unternehmen verbessert werden muss. Das kommt aber nicht von allein. TOP-Manager sollten sich nicht scheuen, pro-aktiv konstruktive negative Feedbacks einzufordern. Kritik darf er dabei niemals persönlich nehmen, auch wenn dieses seine Arbeit betrifft, denn sonst wird er künftig kein negatives Feedback mehr einfordern bzw. erhalten. All dies ist eine Sache des Charakters.
TOP-Manager sollten den Kontakt zu allen Unternehmenseinheiten und –ebenen, also bis hin zur Reinigungskraft und zum Parkplatzwächter runter, dauernd suchen und bei allen um positives und v.a. negatives Feedback zum Unternehmen und dessen Abläufen bitten, damit sie ein ganzes Bild des Unternehmens bekommen. Das ist gelebtes Führungsverhalten mitsamt dem erforderlichen Charakter.
Ein positives & negatives Feedback ist der Erfolgsschlüssel. Wenn jemand dem Entscheidungsträger eine schlechte Nachricht überbringt und er verzieht den Mund, werden sie nie wieder eine derartige Nachricht bekommen. Das klingt im ersten Moment wunderbar, ist aber fatal. Sie werden von den realen Geschehnissen abgeschnitten.
SEViX: Herr de Vries kommt zu der Bewertung, dass „in vielen Organisationen sich Manager nicht sicher fühlen. Und wo eine psychologische Sicherheit nicht gewährleistet ist, fehlt es auch an Mut. Und wir reden hier oft von Menschen im mittleren Alter – die müssen ihr Haus abzahlen, Kinder durchfüttern, da hält man lieber den Mund und läuft mit.“
Welche Erfahrungen haben Sie gesammelt und welche Lösungsansätze haben Sie hierzu, Herr Prof. Ulrich?
Ulrich: Bei Executive Managern, die sich nicht sicher fühlen und denen es an Wagemut fehl, kann ein universitätszertifizierter Business Coach wirksam helfen. Zugleich müssen die Aufsichtsratsvorsitzenden, Hauptgesellschafter und Eigentümer vorleben, dass besonders die Executive Manager „sicher“ sind, die sich konstruktives negatives Feedback zur Verbesserung des Unternehmens einholen. Das TOP-Management muss heute mehr leisten, als Ansagen an die Organisation zu erteilen. Der Grund dafür ist die rasante Veränderungsgeschwindigkeit, die Unternehmen zwingt, sich agil an neue Bedingungen anpassen zu können.
Will ich Agilität, muss ich Autonomie geben und zwar jeder Organisationseinheit. Und die kleinste Organisationseinheit einer jeder Unternehmung ist der einzelne Mensch. Die hohe Kunst des Managements wird es sein, diese autonomen Einheiten für den Zweck der Unternehmung zu ermutigen, zu befähigen sowie zu steuern. Der Manager des postindustriellen Zeitalters schafft dazu einen Orientierungsrahmen, innerhalb dessen die Einheiten im Unternehmen selbstorganisiert ihre Aufgaben erfüllen. Die Grundprinzipien hierfür sind Autonomie, Vertrauen, Transparenz und Eigenverantwortung. Dies verändert die Arbeitsweise auf allen Ebenen. Auf der Management-Ebene wird Anerkennung qua Position schwinden. Manager müssen als Richtungsweiser, Enabler, Netzwerker und Orchestrierer überzeugen und das täglich neu.

[1] Die Antworten sind nur auszugsweise wiedergegeben.

SEViX: Wozu braucht man Business Coaching?
Ulrich: Die heutigen Märkte sind dynamischer sowie volatiler als früher und nur agil beherrschbar. Agiles Management muss allen Organisationseinheiten Autonomie geben und intrinsische Motivation fördern. Manager müssen als ein Dirigent eines Orchesters überzeugen und das täglich neu. Die kleinste Organisationseinheit ist letztlich der einzelne Mensch. Es ist daher notwendig, mehr in Fähigkeiten und Motivation von agilen Mitarbeitern zu investieren, gerade bei Leistungsträgern. Business Coaching ist ein wirksames Mittel dazu.
SEViX: Was bringt Business Coaching?
Ulrich: Große Studien mit über 2.000 Coaching-Klienten zeigen, dass sich Coaching sehr positiv auf die Zielerreichung, Motivation und Fähigkeiten der Klienten sowie auf die Produktivitäts- und Finanzkennzahlen der Unternehmen auswirkt.
Business Coaching
SEViX: Wo würden Sie Business Coaching einsetzen?
Ulrich: Es kann sowohl zur Unterstützung bei Problemen einzelner Führungskräfte eingesetzt sein (z.B. effektivere Mitarbeiterführung), als auch Teil einer gesamtorganisationalen Strategie im Rahmen einer Business Transformation sein.
SEViX: Herr de Vries kommt zu der Bewertung: „In den Chefetagen finden sich überdurchschnittlich viele Narzissten und Psychopathen, gemessen am Bevölkerungsdurchschnitt. Psychopathen können sehr charmant sein, sie bringen die Leute dazu, das zu machen, was sie wollen. Sie umgeben sich mit Jasagern und merken es noch nicht mal. Deshalb ist in Organisationen aller Art Kontrolle durch Aufsichtsräte so wichtig.“
Welche Fragen sollte der Aufsichtsratsvorsitzende und Leiter des Personalausschusses und der Hauptgesellschafter im Einstellungsinterview stellen, damit Fehlbesetzungen und Imageschäden vermieden werden können?
Ulrich: Im Einstellungsinterview sollten neben den Erfolgen gezielt nach konkreten Erfahrungen fragen, wo negatives Feedback der Mitarbeiter zu substanziellen Verbesserungen führte. Jede Organisation hat Verbesserungspotenzial - TOP-Manager, die wie oben beschrieben handeln, müssten ja sehr viel im Detail zu berichten haben. Wer das nicht macht, wird kaum was Konkretes liefern können.
SEViX: Herzlichen Dank für Ihre sehr interessanten Ausführungen, die hilfreich sind für Aufsichtsratsvorsitzende, Hauptgesellschafter und Eigentümer.

Sprechen Sie uns bitte direkt an, wenn Sie konkrete Hilfeleistungen im Business Coaching benötigen



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